Exposé | Jochen Berg | Katalog
Leseprobe zu
TETRALOGIE


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KLYTAIMESTRA


PERSONEN
Klytaimestra
Soldat
Aigisthos
Agamemnon
Kassandra
Orest


KLYTAIMESTRA
lange lebte ich in der gewöhnung der liebe. im raum der erfindung glück. wo nichts wirklich ist. in der Unterwerfung. wo das leben um mich war geduckt in erwartung um in mich einzubrechen wie ein schrecken. als ein verbrechen mich zu füllen. ich habe die kleider der herrschaft abgelegt. ich bin für keine aufgabe mehr verfügbar. meine Souveränität ist endlich.

Nacht. Klytaimestra und Aigisthos auf dem Dach des Palastes.

SOLDAT
ich komme aus den bewegungen des todes. aus dem herzen der finsternis. aus dem abgrund der tosenden orkane tauchte ich auf. aus dem schwarzen fleisch der Verwesung hab ich mich gegraben. aus der asche komme ich die troja heißt. den ort der liebe noch zu fühlen mit den händen. argos dein soldat ist zurück. mein körper entkam den gräbern. ich habe Übung im auferstehen. klytaimestra. mein auge sieht ungewohntes. ich frage nicht. wer fragt hat das los der antwort auch zu tragen. in vielen jahren sind viele hoffnungen gescheitert. alle hoffnungen sind ein schnelleres ermüden. auf etwas zu hoffen das es nicht gibt ist bessere Zukunft. das hoffen erledigt sich schneller oder nie. beides ein vorzug. nach zehn jahren kommt aus der fremde aus dem krieg der eroberer mit seinem heer. dein mann. agamemnon zurück ins haus. er bringt sieg in diese Stadt. er löschte troja. er richtete die Stadt zugrunde und tilgte aus das volk. wo häuser ragten und land lag liegt asche jetzt und trümmer-werk. total vernichtet ist was einst troja hieß. wir brachten es zum nichts und schufen so die zukunft. glückgefüllt. erfolggewohnt nähert sich der krieger. ist der führer unterwegs hierher. geschwächt vom sturm ist ihm das gehn beschwert. denn er errang nicht nur gewaltigen sieg über troja. er entrann auch dem attentat der götter. auf der fahrt hierher. in der letzten nacht der reise. erhob sich hoher wellen-gang. orkan schäumte alles wasser auf und fliehend wirbelte das meer in sich und schoß die schiffe gegeneinander. zerbrach sie mühelos. gewalt griff in die männer und riß sie von den planken in die dunkle tiefe. wehrlos sanken sie. umsonst war tapferkeit und keinen gabs der in noch so weiter ferne im gedächtnis einen fisch unter seinen vorfahren gefunden hätte. vielleicht hielt mancher zwei bis drei Sekunden noch den atem an als letzte heldentat bevor er dann ertrank. der morgen kam strahlend. das ägäische meer blühte von leichen und trümmern. dem attentat entronnen war als einziges schiff das des agamemnon. vermißt wurden die schiffe des menelaos und des odysseus. doppelt siegreich und bewahrt kommt aus der schlacht nun agamemnon.

AIGISTHOS
wenn du den morgen noch in ruh erleben willst
geh ins haus und plane deinen mord.
es kommt dein mann und will hier wirken nach
der tätgen art. so wie dus selbst erfuhrst.
er machte dich zur witwe tötete
dein kind und zwang dich hier zu seiner frau.
vergewaltigt dich und zeugt dir kinder.
und schlachtet iphigenie für die schlacht.
aus zehnjährigen blutigen geschäft
kehrt er nun zurück. wechselt auch
der ort. sein handeln wechselt nicht.

KLYTAIMESTRA
ich kenne den anblick des entblößten gesichtes der körper.
kein schrecken bricht mehr in mich ein und zieht durch mein gefühl organ/isiert verbrechen.

AIGISTHOS
er spendet leid und schenkte dir verlust. dein schmerz weiß was deine rache ist.

KLYTAIMESTRA
in zehn jahren verrauchen die schönsten ideen
oder setzen sich fest zu einem gewerbe.
mein schmerz ist weiß wie meine freude rot.
mein haß von meinen zellen aufgezehrt.
ich wohne nicht in solchen wilden opfertieren.

AIGISTHOS
herrschen heißt nur unterwerfung oder macht agamemnon machtverblödet tut was er kann. wir müssen handeln bevor er zum handeln kommt. ein toter herrscher ist klarer als ein lebender.

KLYTAIMESTRA
du willst das ich tu was du durchführn sollst. aigisthos. ich bin nicht das messer deiner pläne. atreus enkel des tantalos sohn des pelops vater des agamemnon und des menelaos ermordete mit seinem bruder thyestes den Stiefbruder. thyestes verführte die frau des atreus. atreus ertränkte diese frau im meer und verjagte thyestes ins ausland und herrschte allein in argos. schließlich schickte atreus einen boten zu thyestes mit dem angebot gemeinsam zu herrschen. nachdem thyestes argos betrat. erschlug atreus die drei söhne des thyestes und gab ihm ein essen. bestehend aus gebratenen inneren teilen und gekochtem fleisch. als thyestes sich satt gegessen hatte zeigte ihm atreus auf einem teller die blutigen häupter füße und hände seiner kinder. so konnte er sehen was er verzehrte. thyestes fiel auf den rücken und erbrach das gegessene. stieß mit einem fußtritt den tisch um und sprach einen fluch über den samen des atreus. verfluchte sein geschlecht: ähnlich solle es hinstürzen. dann verließ thyestes argos zog ins ausland und wohnte am rande der unterweit. geblieben war ihm die tochter mit der er aigisthos zeugte. aufgewachsen zog aigisthos nach argos erschlug atreus und erhob thyestes zum herrscher. dann fiel agamemnon ein in argos entriß thyestes das zepter und jagte diesen ins ausland. wie lange leckst du meinen leib aigisthos. du zündest nicht in mir die glut deiner rache. tu selbst was du tun mußt. ich schau zu. ich sah alle blutgeschäfte eines lebens.

AIGISTHOS
agamemnons kommen für uns heißts unterwerfung. nur sein tod verhieß uns leben.

KLYTAIMESTRA
du hast mein rosaschwarzes fleisch bewohnt meine gedanken. die bewohnst du nicht.
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